Catan – Ein Phänomen feiert Geburtstag

Vor 25 Jahren, am 27. Juli 1995, wurde „Die Siedler von Catan“ zum Spiel des Jahres gewählt. Inzwischen heißt das Spiel nur noch kurz „Catan“ und wurde seit seiner Markteinführung weltweit mehr als 30 Millionen Mal verkauft.

Klaus+BenjaminTeuber liegend Copyright PatrickListe kleinKlaus Teuber (rechts) und sein Sohn Benjamin.„In der Schachtel muss ein Geist ruhen, der Leute bannt“, hat der Autor Klaus Teuber einmal gesagt. Einfache Spielregeln, Spannung und Würfelglück. Diese drei Eigenschaften zeichnen die meisten erfolgreichen Gesellschaftsspiele aus – auch Catan. Klaus Teuber hat mit Catan diese Eigenschaften um eine weitere Dimension erweitert. Das Spielfeld lässt sich mit den typischen Hexagonen, den Landschaftsfeldern, bei jedem Spiel neu gestalten. Damit entstehen auch für Vielspieler immer wieder neue, unbekannte Spielsituationen.

Aber es ist nicht nur das variable Spielfeld, das Catan so anders, so erfolgreich macht. „Es ist ein sehr kommunikatives und friedliches Spiel. Man zerstört nicht, sondern baut auf und muss andere Spieler überzeugen können“, sagt Autor Klaus Teuber. Mit „Die Siedler von Catan“ hat er vor 25 Jahren eine neue Form des Gesellschaftsspiels geschaffen, die für andere Autoren und Verlage beispielgebend wurde.

Obwohl schon zwei seiner Spiele zum „Spiel des Jahres“ gekürt wurden, entwarf Klaus Teuber, damals noch Geschäftsführer eines Dentallabors Catan nicht auf dem Reißbrett. Vielmehr erzählte er mit seiner Spielidee eine Geschichte. Die Geschichte einer Insel, die in der Wikingerzeit, etwa 850 nach Christus, zu besiedeln ist. Und mit der Klaus Teuber beim Kosmos Verlag eine Heimat fand.

Ursprünglich war das Spiel eine Trilogie

Die Spielidee zu Catan entstand im engsten Familienkreis. Klaus Teubers Frau und seine Kinder testeten unzählige Male das Spiel. Aus der Spieletrilogie mit dem Arbeitstitel „Kolonisation“ entwickelte sich in kurzer Zeit 1994 das monothematische Brettspiel „Die Siedler“. Da kurz vor Markteinführung ein namensgleiches Computerspiel erschienen war, wurde der Titel in „Die Siedler von Catan“ erweitert. Der Name Catan wurde aus einer Auswahl von zehn Fantasienamen aus phonetischen Gründen gewählt. Dass dieser Name auch international zu verwenden ist, schien bei einer Erstauflage von 3000 Exemplaren noch nicht bedeutsam.

Der Verlag wagte sich mit einem bis dahin am Markt unbekannten quadratischen Verpackungsformat und einem bis dato neuen Regelkonzept auf den Markt. Statt eines herkömmlichen Regelhefts erklärt eine dreiteilige Spielanleitung während des Spiels die Regeln. Der Wagemut wurde belohnt. Bereits bei der Spielwarenmesse 1995 war die Erstauflage verkauft und mit der Auszeichnung „Spiel des Jahres“ erreichte „Die Siedler von Catan“ bis dato unbekannte Verkaufszahlen für ein Gesellschaftsspiel.

Dass die Spielidee kein One-Hit-Wonder bleibt, sondern die Geschichte viel Potenzial birgt, um diese fortzuschreiben und zu ergänzen, wurde den Verantwortlichen im Kosmos Verlag und Klaus Teuber schnell bewusst. Es macht den weiteren Erfolg von Catan aus, dass die Catan-Spielefamilie behutsam und in engem Austausch mit der weltweiten Catan-Community erweitert und weiterentwickelt wurde. „Wir haben nicht die Merchandising-Maschine zur Ertragsmaximierung angeworfen, sondern immer die kreative Spielidee in den Mittelpunkt gestellt“, erklärt Heiko Windfelder, Mitglied der Geschäftsleitung und Programmleiter Spielware bei Kosmos.

Gekommen, um zu bleiben

Daraus sind in den vergangenen 25 Jahren Varianten, Editionen und Szenarien entstanden, mit dem sich das Basisspiel erweitern lässt, aber auch Spielvarianten für zwei Spieler oder Kartenspiele. Das 2000 erschienene „Die Siedler von Catan – Das Buch zum Spiel“ hat inzwischen Sammlerwert. Es enthält Spielmaterial, Szenarien und Varianten, die auf Anregung der Fans entstanden sind. Die stark emotionale Bindung der Fans drückt sich auch dadurch aus, dass sich diese zu Deutschen Meisterschaften, Europameisterschaften und Weltmeisterschaften treffen um sich im Catanspielen zu messen.

Catan hat nicht nur in Deutschland eine große Verbreitung gefunden. Die meisten Spiele wurden im Verhältnis zur Bevölkerung in den Niederlanden verkauft. Selbst in Island, den geografischen Koordinaten der Spielinsel Catan sehr nahe, ist das Spiel verlegt worden. In Japan wurde es zum Erfolg, nachdem die Größe des Spielplans der Größe der in Japan deutlich kleineren Wohnzimmertische angepasst wurde.

Bei aller Wertschätzung für das Brettspiel und das Haptische haben die Verantwortlichen früh das Potenzial der virtuellen Spielwelten entdeckt. Bereits 1997 ist ein erstes Computerspiel erschienen. Längst gibt es Varianten für Spielekonsolen und Apps für Smartphones und Tablets. Es sind aber nicht die virtuellen Varianten, die sowohl Vertreter aus dem Silicon Valley als auch die Massen für Catan in den USA begeistern. Mark Zuckerberg spielt es, Hollywood-Größen spielen es und ein NFL-Footballteam trifft sich ebenfalls zu regelmäßigen Catan-Spieleabenden.

Zum 20. Geburtstag wurde die Benennung der Catan-Familie systematisiert. Das Grundspiel heißt seit 2015 „Catan – Das Spiel“. Am 10. Oktober 2015 stellten Catan-Fans auf der Brettspielmesse in Essen einen neuen Weltrekord auf: 1.040 Spieler spielten gemeinsam Catan an einem fast 500 Meter langen Spielbrett. Die jüngsten „Spieler“ waren dabei gerade mal einige Monate alt. Mit dabei war auch Catan-Vater Klaus Teuber.

CATAN Version 1995 Copyright KOSMOS klein nCATAN Jubiläumsedition25 klein N

 

Quelle: Kosmos Verlag, Fotos: Patrick Liste, Kosmos Verlag