Liebe Leser, an dieser Stelle möchte ich Ihnen wie jedes Jahr (mit Ausnahme der vergangenen beiden Jahre, bei denen auch ich coronabedingt ausgesetzt habe) meine Top 3 der Spielemesse 2022 in Essen vorstellen - gesundheitsbedingt leider etwas verspätet. Einen absoluten Messe-Flop gibt es dieses Mal nicht – und das darf man doch einmal ganz positiv werten. Natürlich ist diese Wertung völlig subjektiv, aber das haben persönliche Top-Listen ja nun einmal so an sich.
Platz 1: „Waldmeister“ von Gerhards Spiel & Design. Dieses Zwei-Personen-Spiel hat alles, was ich bei einem Spiel suche. Taktik, geistige Herausforderung, schönes Spielmaterial mit toller Optik und Haptik, generationenübergreifend und vor allem: Nach der ersten Runde möchte man unbedingt eine weitere spielen. Doch worum geht es überhaupt? „Waldmeister“ spielt quasi in einer Baumschule. Damit Bäume gut wurzeln, werden sie in der Baumschule wiederholt umgepflanzt. Das passiert auch bei „Waldmeister“. Dafür gibt es Stecker in verschiedenen Grüntönen und verschiedenen Höhen. Ein Spieler versucht nun, möglichst viele Stecker einer Farbe in eine Gruppe zu bringen, der andere Spieler versucht das mit Steckern in gleicher Höhe. Je größer die Gruppe, desto mehr Punkte. Nun ist es bei diesem Spiel wie bei vielen, bei denen die Spieler unterschiedliche Ziele haben: Sie versuchen sich gegenseitig zu behaken und behindern, ohne dabei die eigene Taktik aus den Augen zu verlieren. Jeder Spieler, der an der Reihe ist, zieht zunächst einen Stecker in gerader Linie über beliebig viele freie Felder. In den frei gewordenen Platz setzt er einen eigenen Stecker. Dadurch wird es auf dem Spielbrett immer voller und unübersichtlicher. Dadurch kommt es durchaus zum ein oder anderen Fehler, der eine Partie dafür umso spannender macht. Denn nicht immer ist es sinnvoll, zwingend die Spielsteine des Gegners wegzuziehen. Geeignet ist das Spiel für zwei Spiele ab acht Jahren, eine Partie kann durchaus schon einmal 30 Minuten dauern.
Platz 2: „Fresh Fruits“ von Huch! „Fresh fruits“ (dt: frische Früchte) dreht sich genau um das, was der Titel besagt: um Obst. Es gilt, Karten mit Früchten zu stapeln. Das ist aber gar nicht so einfach. Denn die schwersten Früchte müssen nach unten, die leichtesten nach oben. Passiert das nicht, zerdrückt die schwere Ananas die leichte Beeren und es bleibt nur Früchtematsch auf dem Spielfeld übrig. Das Prinzip klingt simpler als es ist. Denn natürlich gibt es das ein oder andere Hindernis. Zum einen bestimmen Karten, welche Früchte „gekauft“ werden dürfen. Zum anderen sind die Karten ähnlich wie Dominosteine zweigeteilt. Auf jeder Hälfte befindet sich eine Frucht. Böse wird es dann, wenn eine ganz schwere und eine ganz leichte Frucht auf einer Karte sind. Unmöglich, diese in die korrekte Reihenfolge zu bringen. Es kommt also durchaus vor, dass man das Früchtemus von vornherein bei einem Zug einkalkulieren muss. Die Gewichtsklassen der Früchte sind übrigens farblich gekennzeichnet. So sind die schwersten Früchte grün hinterlegt, die leichtesten lilafarben. Dazwischen gibt es noch rot und orange. Das Spiel bietet aufgrund der einfachen Regeln einen schnellen Spieleinstieg auch für diejenigen, die nicht so oft spielen. Das Legespiel ist kurzweilig und generationenübergreifend geeignet. Auch bei „Fresh Fruits“ bleibt es in der Regel nicht bei einer Spielrunde. Geeignet ist das Spiel für zwei bis fünf Spieler ab acht Jahren.
Platz 3: Kuschel-Kolonien von Smartgames. Ich liebe ja so kleine „Hirnverzwirbler“-Spiele. Leider kann man diese in der Regel nur allein spielen. Mit „Kuschel-Kolonien“ hat Smartgames jetzt ein Logikspiel auf den Markt gebracht, das für bis zu vier Spieler geeignet ist. Auch bei dieser Neuheit finden sich wertiges Spielmaterial, das optisch überzeugt, die Möglichkeit des generationenübergreifenden Spielens, für Kinder die Gelegenheit erstes Taktieren zu üben und dazu ein nettes Spielthema. Die „Kuschel-Kolonien“ drehen sich nämlich um Pinguine. Ziel des Spiels ist es, die eigenen Pinguine in einer Gruppe zusammenzufügen. Allerdings sind diese überall auf dem Eis verstreut. Und weil jeder Mitspieler das gleiche Ziel hat, kommt man sich dabei natürlich ab und zu ins Gehege. Da kann es helfen, die Abkürzung durchs Eisloch zu nehmen. Oder aber, fremde Pinguine zu überspringen. Ansonsten darf man nämlich immer nur ein Feld weit laufen. Je nachdem, wie alt mitspielende Kinder sind, bietet „Kuschel-Kolonien“ zwei Varianten. Bei der einfachen Form müssen die Pinguine einfach nur in einer Gruppe zusammen stehen. Bei der etwas schwierigeren Variante müssen die Pinguine auch noch alle auf gleicher Höhe stehen. Da es kleine und große Pinguine in jeder Gruppe gibt, müssen die Spieler darauf achten, die kleinen Pinguine auf Eisschollen zu platzieren. Was mich an diesem Spiel am meisten fasziniert hat: Das Spielfeld ist jedes Mal anders. Denn die Eisschollen sind frei beweglich und werden vor jedem Spiel neu verteilt. Gleiches gilt für die Pinguine. Nachdem sich jeder für eine Farbe entschieden hat, reicht er seine Pinguine an den rechten Nachbarn weiter, der diese auf dem Spielfeld verteilt. So entsteht vor jeder Partie eine ganz neue Aufgabenstellung. Das Spiel eignet sich bereits für Kinder ab sechs Jahren und ist für zwei bis vier Spieler gedacht.
Ich hoffe, dass ich Sie mit meinen Top 3 der Spiel ´22 ein wenig inspirieren konnte.
Ihr Mr. Meeple
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