Spiel '22: Zurück zu alter Stärke

Nach der Spiel digital 2020 und der „Lightversion“ Spiel ´21 kehren die Internationalen Spieltage Spiel ´22 in Essen nunmehr fast in gewohnter Form zurück. Rund 980 Spieleverlage aus 56 Nationen präsentieren sich vom 6. bis 9. Oktober 2022 auf dem Messegelände in Essen.

Spiel22 PKIm Gegensatz zum Vorjahr, an dem coronabedingt „nur“ 600 Aussteller aus 41 Nationen teilnahmen, hat die Zahl an Ausstellern spürbar zugelegt und ist nun fast wieder auf Vor-Corona-Niveau. Einen neuen Rekord hingegen gibt es bei dem Neuheiten: 1800 neue Spiele warten darauf, entdeckt und ausprobiert zu werden. Dominique Metzler, Geschäftsführerin des Friedhelm Merz Verlags – eine Tochtergesellschaft der Spielwarenmesse eG –, ist daher optimistisch für die SPIEL ’22: „Wir erleben gerade ein unglaubliches Wachstum in der Brettspielwelt. Das gilt für den Branchenumsatz und die Menge an Neuveröffentlichungen genauso wie für die Größe der Brettspiel-Community.“ Auf den Ausstellerflächen werden ausreichend Tische mit Spieleerklärern bereitstehen. So können alle Besucherinnen und Besucher die angebotenen Neuheiten ausgiebig ausprobieren.

Gäste aus aller Herren Länder

„Gegenüber 2021 verzeichnet die Spiel 75 Prozent Wachstum“, erklärt Florian Hess, Geschäftsführer des Friedhelm Merz Verlags. Erstmals ist ein Aussteller aus Vietnam dabei. Zudem ist es den Veranstaltern gelungen, für die tschechischen Verlage eine Unterstützung durch die tschechische Regierung in die Wege zu leiten.

Dominique Metzler freut sich vor allem über die Internationalität der Besucher. „Ich habe aus Neugier einen Blick in die Kartenvorbestellungen geworfen und schon vor einigen Wochen Besucher aus mehr als 66 Nationen zählen können.“ Bedauerlich für sie ist, dass der afrikanische Kontinent kaum vertreten ist. „Viele würden gern kommen, aber die Visa-Situation ist ausgesprochen schwierig“, erklärt die erfahrene Veranstalterin. Das sei vor allem deshalb schade, weil das Brettspiel über die Kulturen hinweg verbindet. „Die Spiel ist nicht nur besonders, sie ist ein Erlebnis“, sagt Metzler. Das sehe man auch daran, dass sich selbst die Hotels in und rund um Essen auf diese spezielle Event eingestellt haben. „Viele Hotels stellen Spielräume zur Verfügung, sodass die Gäste abends nach der Messe gemeinsam ihre neu erworbenen Schätze ausprobieren können.“

Vielfalt ist der neue Trend

Vor einigen Jahren waren es kooperative Spiele, oder sogenannte Exit-Games. In jedem Jahr zeichnete sich bei der Spiel ein spezieller Trend ab. Die Spiel ´22 ist anders. Ein Trend gibt es nicht. Für jede Altersklasse und jeden Spielertyp ist etwas dabei. Der Trend liegt in der Vielfalt. Lediglich bei den Spielthemen lässt sich erahnen, dass Natur und Umweltschutz sowie Tiere eine größere Rolle spielen. Die Vielfalt bei den Brettspielen hat auch dafür gesorgt, dass sich über die vergangenen Jahre auch die Besucherklientel verändert hat. „In den Anfängen waren es überwiegend Männer, Typ Modellbaufreund“, erzählt Dominique Metzler. „Heute sind es viele Familien, junge Menschen und definitiv mehr Frauen.“

Innovativer Mechanismus ausgezeichnet

Auf der Pressekonferenz zur aktuellen Spielemesse findet traditionell die Verleihung des Preises innoSPIEL statt, der in Zusammenarbeit mit der Stadt Essen vergeben wird und eine neuartige Spielidee oder einen neuartigen Mechanismus belohnt. In diesem Jahr waren die Reihe „Echoes“ (Ravensburger), „Wonder Book“  (Abacusspiele) sowie „Hey Yo“ (Oink Games) nominiert. Der Titel ging an „Hey Yo“: Bei diesem Spiel aus der japanischen Spieleschmiede Oink Games sind die Spieler Teil einer Rap-Band die vor allem eines wollen – Erfolg. Dafür müssen sie mit Reimen und Beats einen Highscore knacken. Eine kleine Rhythmusmaschine gibt den Takt vor. Solange diese läuft werden Karten nachgezogen und ausgespielt. Die Jury lobte vor allem die stimmige Ausstattung des Spiels, zu der neben dem Lautsprecher auch ein klug gemachter Wertungsblock gehört, der die Spieler bei der Punkteverteilung gut anleitet und viel Arbeit abnimmt. Der Sieger, Autor Takashi Saito, gab das anschließende Interview auf Japanisch und erklärte, dass die Brettspielszene in Japan seit einigen Jahren deutlich wachse und dass der Einfluss Europas und auch Deutschlands in diesem Bereich sehr groß sei.

Spieleverlage blicken mit leichter Sorge auf die Lage in der Welt

Nach dem Umsatzboom der vergangenen zwei Jahre kann sich auch die Spielebranche nicht der aktuellen Krise entziehen. In den ersten acht Monaten dieses Jahres ging der Umsatz mit Spielen und Puzzles in Deutschland um rund sieben Prozent zurück. Der Markt liegt aber, verglichen mit 2019, weiter deutlich im zweistelligen Plus. Das Spiel trotzt also der Krise. Sorgten in den vergangenen zwei Jahren insbesondere Lieferkettenprobleme bei den Verlagen für tiefe Sorgenfalten auf der Stirn, zeichnet sich in diesem Bereich eine Entspannung ab. Lieferzeiten und Verfügbarkeiten haben sich wieder deutlich verbessert. Ein Problem bleibt die mangelnde Kapazität an den großen deutschen Containerhäfen. Problematisch ist für die Verlage auch die Inflation, die nicht nur mit Währungsverlusten und extrem Energiepreissteigerungen für die Produktion einhergeht, sondern auch mit Transportkostenerhöhungen und höheren Papierpreisen.

Bislang haben die Verlage solche Verteuerungen nur in begrenztem Umfang weitergegeben. Das Preisniveau für Spiele ist in Deutschland immer noch niedriger als in anderen Ländern Europas. So liegt der Durchschnittspreis für ein Spiel in Deutschland bei elf Euro, in den Niederlanden bei 13 Euro und in Spanien bei 15 Euro. Für die Spielehersteller besonders wichtig ist die Zielgruppe der 15- bis 35-Jährigen, die als sogenannte „Kidults“ bezeichnet werden, einem Kofferwort aus „Kid“ (Kind) und „Adult“ (Erwachsener). Diese Altersgruppe ist besonders Social-Media-affin und eine starke Zielgruppe für beispielsweise Partyspiele.

Die Spiele-Verlage freuen sich auf die weltweit größte Brettspielmesse in Essen.  „Die hohe Innovationskraft der Branche lässt sich nirgends besser erleben als auf der Messe und auf Spielefesten“, erklärt Hermann Hutter, erster Vorsitzender der Spieleverlage e.V.

Hier gibt’s eine Bildergalerie der Neuheitenschau und hier einen Bericht zur Verleihung des Deutschen Spielpreises.

Fotos: © spieledorf.net

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